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Hans Moritz, Redaktionsleiter des Erdinger/Dorfener Anzeiger. © Studio Mohr Erding
Das Land ist aufgewühlt. Zeit nachzusehen, wer dafür eigentlich verantwortlich ist. Manch einer darf gerne wieder leisere Töne anschlagen, meint Redaktionsleiter Hans Moritz in seinem Kommentar zum Wochenende. Und: Es gibt Zeichen, die Mut machen.
Was für turbulente Zeiten: Die Bauern demonstrieren nun schon seit über einem Monat, die Lokführer streiken ausnahmsweise gerade einmal nicht und am Sonntag findet in Erding eine Großkundgebung gegen Rechts statt. Das zeigt: Das Volk ist aufgewühlt wie nie, die politische Stimmung aufgeheizt wie schon lange nicht mehr.
Warum ist das so? Corona ist zwar vorbei, der existenzielle Schock der Pandemie wirkt bei vielen noch nach. In dieser Zeit begann der Ukraine-Krieg, der die westliche Welt zermürbt und von dem immer noch die Gefahr ausgeht, dass sich ein Flächenbrand entwickelt, der auch auf Deutschland übergreift. Mit dem Überfall Putins stiegen die Preise. Die stark gestiegenen Zinsen sorgen für eine weitere Teuerung.
Und dann ist da noch die Politik – eine Ampel, die handwerklich schlecht arbeitet, und eine Opposition, die so schrill ist, dass sich die Menschen entsetzt von der Politik abwenden. Oder, noch schlimmer, der AfD zuwenden. Ihre momentane Stärke resultiert nur aus der miesen Gemengelage.
Überwölbt wird das von der massenhaften Zuwanderung, die nicht so einfach von heute auf morgen einzudämmen ist, wie mittlerweile fast alle Parteien glauben machen wollen.
Die Lage könnte sich bessern, wenn die demokratischen Kräfte endlich abrüsteten. Ebenso die Verbände. Der Unmut des Handwerks über die Ampel ist verständlich, viel von der Kritik absolut berechtigt. Aber wie glaubwürdig ist es, wenn zwei Handwerksmeister die Ampel-Vertreter abwatschen, die beide aktive CSU-Politiker sind? Martin Reiter in Freising und Rudi Waxenberger in Erding. Letzterer hat gerade erst für den Landtag kandidiert.
Im Kreistag hat sich Florian Geiger von den Grünen über die AfD empört – sicher nicht zu Unrecht. Gleichzeitig sind die Grünen bei den Demokratie-Demos am lautesten. Auch hier: bitte runter vom Gas. Dass die Stimmung im Land so schlecht ist, ist schon auch maßgeblich das „Verdienst“ der Grünen. Wer in einer Energiekrise aus ideologischen Gründen aus der Atomkraft aussteigt, wer ein Heizgesetz ohne Kommunale Wärmeplanung und mit dem Verbot von Holzöfen durchboxen will, der muss sich nicht wundern, wenn die Menschen aufbegehren.
Der Freie Wähler Georg Els hat im Kreistag etwas sehr Wahres ausgesprochen: die ungebrochene Anspruchsmentalität. Jede Belastung soll möglichst solidarisiert werden, gleichzeitig will sich von Steuergeschenken niemand trennen.
Der Kreishaushalt ist der Beleg im Kleinen: So geht’s nicht weiter. Das Geld ist weg. Der Staat kann vorerst nur noch denen helfen, die wirklich am Boden liegen. Und – zum Glück – sind das im Erdinger Land nach wie vor die wenigsten, wie die Arbeitslosenzahlen zeigen. Hinzu kommt: Vor Ort besteht ein unglaublicher Zusammenhalt, getragen von vielen Vereinen. Das sind doch auch mal gute Nachrichten.