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Die Türkei will angeblich mit ihrem „nationalen“ Kampfpanzer Altay in Serienproduktion gehen. Das allerdings scheint derzeit schwierig zu sein.
Ankara – Die Türkei soll mit der Serienproduktion des ersten im Land hergestellten Kampfpanzers „Altay“ begonnen haben. Das bestätigte der Direktor der staatlichen türkischen Verteidigungsindustrie, Haluk Görgun. „Es gibt Länder, die international mit uns zusammenarbeiten wollen, und wir setzen unsere Verhandlungen mit ihnen fort“, zitiert der staatliche Sender TRT.
Görgün verspricht neueste Technologie im Altay. So seien „digitale Technologien zunehmend in den Altay integriert, was eine präzisere und schnellere Erkennung, Ausrichtung und Bekämpfung feindlicher Elemente ermöglicht“. Den Panzer soll das Unternehmen BMC produzieren.
Altay kein „nationaler“ Panzer der Türkei
Allerdings gibt es Zweifel daran, dass der Altay tatsächlich ein „nationaler“ Panzer ist. „Der Altay ist eine modifizierte Version des koreanischen Panzers K2 (Black Panther). Es gibt im Altay ein Besatzungsmitglied mehr und auch eine Achse ist mehr eingebaut“. erzählt der Sicherheitsexperte Özge Kilinc im Gespräch mit fr.de von IPPEN.MEDIA. „Türkisch ist praktisch nur die Software. Getriebe und Motor sind vorerst aus Deutschland, wobei die Türkei auf eine Lösung mit einem koreanischen 1500 PS Dieselmotor aus Südkorea hofft. Das Problem mit Technologietransfer des deutschen Getriebeherstellers Renk bleibt weiterhin bestehen. Demzufolge sind die Kanonen, Motor, Getriebe und Panzerung des Altay kann daher nicht als ‚Made in Türkiye‘, sondern höchstens ein ‚Montageprodukt mit türkischem Feuerleitsystem von Aselsan‘, einem türkischen Rüstungsunternehmen, bezeichnet werden.“
Auch ist nicht klar, wo in der Türkei der Panzer produziert werden soll. „Die Türkei verfügt über keine entsprechenden Produktionsstätten für Panzer. Es gibt lediglich eine Einrichtung für die Montage und Modernisierung von Panzern. Es werden also daher fertige Bauteile aus Korea kommen, die man dann in der Türkei zusammenbaut“, so Kilinc.
Die Türkei geht angeblich mit dem „Altay“ in Serienproduktion. © IMAGO/Lu Zhe
BMC überfordert mit Bau des Altay
Der Altay offenbart den Filz innerhalb der Türkei und ihrer Verteidigungsindustrie. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe im November 2018, seinem damaligen AKP-Vorstandskollegen Ethem Sancak, einem Miteigentümer der türkisch-katarischen Firma BMC, den Auftrag zugeschoben, den künftigen Kampfpanzer Altay in Serie zu produzieren und dafür auch einen Motor zu entwickeln, heißt in einem Aufsatz des Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit – BITS. Schon bald machte sich bemerkbar, dass die Türkei noch sehr lange braucht, bis sie einen Altay produzieren kann.
Ohne Technologie aus Deutschland geht es nicht
Sogar der koreanische K2 kommt ohne Technologie aus Deutschland nicht aus. Südkorea musste die ersten 100 Exemplare mangels nationaler Alternativen mit MTU-Motoren und Getrieben von Renk ausstatten, heißt es in dem Artikel des BITS. Auch heute scheinen die Koreaner das Problem nicht in den Griff bekommen zu haben und müssen daher offenbar weiterhin auf deutsche Technologie zurückgreifen.
„Nationale“ Waffensysteme nicht sehr national
Für Erdogan ist der „nationale“ Panzer Altay genauso wichtig wie das nationale Kampfflugzeug „Kaan“. Mit diesen Prestigeprojekten kann Erdogan vor allem unter seinen nationalistischen Anhängern punkten. Im April 2023 hatte es eine „Übergabe“ des Altay an die türkischen Streitkräfte gegeben, für Testzwecke. Bei der Zeremonie lobte der türkische Präsident den Panzer in den höchsten Tönen. Der Altay sei ein Panzer „jenseits der dritten Generation“.
Auch der Kaan wird als nationales Prestigeprojekt verkauft. In Wahrheit ist es Flugzeug mit F-16 Triebwerken und europäischer Technik, dass noch lange zur Serienproduktion brauchen wird. Auch der Altay ist derzeit nicht besonders national. Fraglich bleibt daher, ob eine Serienproduktion in der Türkei tatsächlich beginnen kann. (erpe)